Neues aus Sportdeutschland
3. Deutscher Sportstättentag: Es braucht massive Investitionen und Modellprojekte
Der heutige 3. Deutsche Sportstättentag, der vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), dem Deutschen Städtetag (DST), dem Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB), der IAKS Deutschland und dem Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) organisiert wurde, holte über 220 Teilnehmende aus Sportorganisationen, Kommunen, Wissenschaft und Wirtschaft zusammen. Zentrale Themen waren in diesem Jahr gemeinwohlorientierte, gesunde und klimaangepasste Sport- und Bewegungsräume.
Hierzu macht Frau Sabine Poschmann, parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen die Beteiligung des Bundes deutlich: „Vom Sportanfänger bis zur Spitzensportlerin braucht es die passende Infrastruktur. Deshalb unterstützen wir die Kommunen mit der ‘Sportmilliarde’ bei der Sanierung von Sporthallen, Fußballplätzen oder Schwimmbädern. Das sorgt zusammen mit der Städtebauförderung und den 100 Milliarden Euro, die die Länder aus dem Sondervermögen erhalten, für gute Sportanlagen in unserem Land. Damit fördern wir die Gesundheit und den Zusammenhalt direkt vor Ort!”
Deutschland bei den Olympischen Winterspielen: Rekorde, Mythen und Medaillen-Fakten
In 100 Tagen, am 6. Februar 2026, werden die Olympischen Winterspiele Mailand Cortina im Giuseppe Meazza-Stadion in Mailand offiziell eröffnet.
Zudem steht der Start der Wintersportsaison 2025/26 in vielen Sportarten kurz bevor und damit auch die Qualifikationsmöglichkeiten für die Winterspiele.
Höchste Zeit, euer Olympisches Wintersport-Fachwissen aufzupolieren, damit ihr vor dem Fernseher mit knallharten Zahlen, Daten und Fakten glänzen könnt.
„Aus meiner Sicht braucht es keine Wunder mehr“
DOSB: Olaf, als wir ein Jahr vor den Spielen Anfang Februar zuletzt über deine Einschätzungen als Chef de Mission sprachen, gab es im Hinblick auf die Spiele in Italien viele offene Baustellen. Was hat sich jetzt, 100 Tage vor dem Start, signifikant verändert?
Olaf Tabor: In zwei Bereichen sind wir entscheidend weitergekommen. Zum einen können wir mittlerweile die Größe unseres Teams gut taxieren. Auch wenn die Qualifikationen jetzt erst richtig anlaufen und die namentliche Nominierung deshalb natürlich nicht abgeschlossen ist, werden wir rund 185 Athlet*innen für die Wettkämpfe nominieren. Das gibt uns Planungssicherheit für die Verteilung der Mannschaftsteile und alle weiteren nötigen organisatorischen Themen. Zum anderen können wir konstatieren, dass die italienischen Organisatoren ein kleines Wunder vollbracht haben, mit dem außer ihnen kaum jemand in der Form gerechnet hat: Die Tatsache, dass der Eiskanal in Cortina nicht nur steht, sondern all jenen, die ihn zu Testzwecken schon ausprobieren durften, ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat, ist großartig. Es ist eine schöne, fahrerisch durchaus anspruchsvolle Strecke geworden, deshalb blicken wir alle erleichtert und zuversichtlich auf die weiteren Tests, die dort noch anberaumt sind.
Wie viele dieser kleinen Wunder werden noch notwendig sein, um alle Baustellen bis zum Start der Wettkämpfe zu schließen?
Aus meiner Sicht braucht es keine Wunder mehr, nur ein konsequentes Abarbeiten der Aufgaben. Berichte über einen nicht optimalen Baufortschritt gibt es doch vor fast allen Olympischen Spielen, aber im Rahmen dessen, was ich von außen beurteilen kann, haben wir keinen Anlass zu besonderer Besorgnis.
Das sehen in Italien einige anders, Berichte über Klagen von Anwohnern in Cortina wegen durch die Baustellen ausgelösten Erdrutschen haben zuletzt aufgeschreckt.
Natürlich muss man diese Themen ernst nehmen. Ohne die mir fehlenden fachlichen Kenntnisse kann ich den genauen Umfang der Probleme allerdings nicht einschätzen. Aber was ich sagen kann: Die Fachleute an den Baustellen kennen diese Probleme. Zudem sind alle Wettkampforte erfahrene Ausrichter. Sie werden Lösungen finden, um die Wettbewerbe sicher durchzuführen.
Wie schätzt du die Gefahr ein, dass es, wie zuletzt bei der Vuelta in Spanien, zu so starken politischen Protesten kommen wird, dass die Spiele davon massiv beeinträchtigt werden könnten?
Ich möchte meiner großen Hoffnung Ausdruck verleihen, dass angesichts des Waffenstillstands in Gaza die Chance groß ist, dass der Konflikt eingedämmt werden kann. Das wäre für uns alle, in erster Linie aber natürlich für die direkt Betroffenen wünschenswert. Leider ist die Situation in der Ukraine unverändert. Unabhängig von den jüngsten Entwicklungen muss man aber bei Sportgroßveranstaltungen grundsätzlich einkalkulieren, dass solche Proteste zumindest möglich sind und die Spiele für politische Zwecke missbraucht werden können. Die Wahrscheinlichkeit, dass das in den Bergdörfern passiert, wo Proteste schwieriger zu organisieren wären, ist in jedem Fall geringer als in einer Großstadt wie Mailand. Die Organisatoren sind sich dieser Herausforderung aber bewusst.
Die wichtigsten Problemfelder aus Sicht des deutschen Teams und der Fans sind die Transport- und die Unterbringungssituation. Schauen wir zunächst auf die Verkehrslogistik. Wie wird der Transport zu und von den Wettkampfstätten, aber auch zwischen den Standorten geregelt?
Am jeweiligen Standort wird der Transport der Athlet*innen durch spezielle Shuttles zum Training und zu den Wettkämpfen gewährleistet. Das ist eine bewährte Praxis und wird gut funktionieren. Schwieriger ist es mit dem Transfer zwischen den Standorten. Auch dort soll es Busse geben, aber die Entfernungen sind sehr groß. Die Organisatoren setzen deshalb bei den ganz langen Wegen auf den Schienenverkehr insbesondere von und nach Mailand. Wenn es Probleme geben sollte, werden wir spontan reagieren und mit unseren eigenen Fahrzeugen einspringen müssen - so gut das eben geht. Wir haben da ein gutes Puzzle gelegt, um die Teilmannschaften bestmöglich zu unterstützen. Schwieriger wird es für die Fans. Insbesondere in den Bergdörfern wird die Verkehrslage angespannt sein, die Anreise mit dem Privatwagen dürfte mit Hindernissen verbunden sein. Und wenn wir eine extreme Wetterlage bekommen, wird es für alle sehr schwierig werden. Dann wird die Herausforderung noch deutlich größer, als sie es schon ist.
Wie sieht es mit den Hotelkapazitäten aus? Ist die deutsche Delegation versorgt?
Da haben wir zum Glück mittlerweile Klarheit. Die benötigten Unterkünfte stehen in allen sechs Clustern in ausreichender Zahl zur Verfügung.
Die Preise für Unterkünfte sind, insbesondere in den Bergen, extrem, außerdem sind die Zimmerkontingente sehr knapp. Gibt es für Fans Anlass zur Hoffnung, dass sich daran in den Wochen vor den Spielen etwas ändert, so wie es in Paris der Fall war?
In den Schnee-Clustern ist die Angebotslage derart begrenzt, dass ich mir einen Preisverfall vor den Spielen nicht vorstellen kann. In Mailand könnte das etwas anders aussehen, da kann durchaus ein Nivellierungseffekt eintreten, wenn die Anbieter merken, dass sie ihre Kontingente zum geforderten Preis nicht loswerden.
Die Kosten sind immer ein wichtiges Thema. Ist die Finanzierung der Entsendung unseres Teams gesichert?
Ja. Wir hatten frühzeitig mit dem Bundesinnenministerium und dem Bundeskanzleramt abgestimmt, dass im Rahmen der vorläufigen Haushaltsführung die Finanzierung der für die Spiele notwendigen Maßnahmen nicht beeinträchtigt würde und in sehr umfangreicher Weise sichergestellt wäre. Nun, da es einen verabschiedeten Haushalt gibt, ist alles auf dem Weg.
München stimmt für Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele
Die Bürger*innen der Landeshauptstadt Bayern haben entschieden: Mit 66,4 % hat sich die Mehrheit beim Bürgerentscheid für eine Bewerbung um die Olympischen und Paralympischen Spiele ausgesprochen. Das entspricht 305.201 Ja-Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 42 Prozent - so hoch wie bei keinem anderen Referendum in München zuvor. Das ist zum einen Ausdruck eines hohen demokratischen Verständnisses der Wähler*innen und zum anderen von einem gestiegenen Interesse der Menschen an den Spielen.
Ein starkes Signal für Sportdeutschland und die olympische Bewegung in Deutschland
Im Verbund mit dem Bayerischen Landessportverband (BLSV) und der Landeshauptstadt München ist es in den vergangenen Wochen vor dem Referendum gelungen, die Befürworter*innen zur Stimmabgabe per Briefwahl und an der Urne zu bewegen. „Im Namen von Sportdeutschland gratuliere ich der Stadt München, dem Freistaat Bayern sowie dem Bayerischen Landes-Sportverband und seinem Präsidenten Jörg Ammon zu diesem Wahlerfolg. Es war beeindruckend zu sehen, mit welchem Engagement und welcher Überzeugungskraft alle Beteiligten in den vergangenen Monaten daran gearbeitet haben, die Menschen in der bayerischen Landeshauptstadt vom gesamtgesellschaftlichen Mehrwert der Olympischen und Paralympischen Spiele zu überzeugen“, sagt DOSB-Präsident Thomas Weikert.
Es ist das erste positive Referendum für Olympische Spiele im Sommer in Deutschland, das ein starkes Zeichen für die gestiegene gesellschaftliche Bedeutung und Anerkennung des Sports sowie die olympische Bewegung in Deutschland setzt. Weikert betont, dass die Münchner*innen in herausfordernden Zeiten erkannt haben, „dass Olympische und Paralympische Spiele ein Katalysator für viele längst geplante Projekte in ihrer Stadt sein können“. Das Ergebnis sei ein Ansporn, die Bewerbung auf Bundesebene weiter entschlossen voranzutreiben.
Der harte Kampf um den großen Traum
Die Frage nach dem Warum hat sie sich gar nicht erst gestellt. „Ich bin ein positiv denkender Mensch und würde mich als mental starke Person einschätzen. Natürlich ist es grundsätzlich blöd, dass es passiert ist, aber ich habe es akzeptiert und die Herausforderung angenommen. Es ist eine Planänderung, die nehmen wir jetzt eben mit“, sagt Ramona Hofmeister, und wie sie es sagt, klingt es weder besonders trotzig noch betont lässig, als müsse sie sich selbst erst davon überzeugen. Es klingt genauso, wie es gemeint ist: Als Beschreibung einer Situation, die sie sich nicht ausgesucht hat, aber unter Kontrolle behalten kann. Und das ist bemerkenswert, schließlich droht gerade der Verlust des Ziels, auf das sie in den vergangenen Jahren hingearbeitet hat.
Es war Freitag, der 19. September, als Deutschlands beste Race-Snowboarderin im Training in Zermatt (Schweiz) stürzte. Ein Sturz sei das gewesen, wie er jedem Snowboarder hunderte Male passiere, analysierte Bundestrainer Paul Marks hinterher. Ramona Hofmeister erinnert sich daran, dass sie weggerutscht ist. „Das Board hat sich gelöst, dann habe ich von unten einen Schlag bekommen, der mir den gesamten rechten Knöchel zusammengestaucht hat.“ Auf der Abfahrt in der Gondel untersuchte eine Physiotherapeutin den Fuß, „da hatten wir noch Hoffnung, dass es nur eine Bänderverletzung ist.“ Noch am selben Tag wurde die 29-Jährige in ihre Heimat Bad Reichenhall transportiert, das Warten am Wochenende war eine Qual, dann gab am Montag die MRT-Untersuchung Aufschluss: Fraktur des Sprunggelenks, nicht konservativ zu behandeln, eine Operation war notwendig.
Seit Anfang Oktober ist sie in der Reha bei Marcus Hirschbiel
„Natürlich war das im ersten Moment ein Schock für das gesamte Team“, sagt Andreas Scheid, Sportdirektor beim Dachverband Snowboard Germany, „die Ramona ist sicherlich eine unserer größten Medaillenhoffnungen.“ Nun allerdings ist völlig unklar, ob die Titelkandidatin vom WSV Bischofswiesen in circa 100 Tagen, wenn am 6. Februar 2026 die Olympischen Spiele in Italien eröffnet werden, im Teamhotel in Livigno dabei sein kann. Andreas Scheid nutzt allerdings vollkommen bewusst die Gegenwartsform - und ist damit im Einklang mit seinem Präsidenten. „Wenn es eine schafft, von so einer Verletzung rechtzeitig zurückzukommen, dann ist es die Ramona“, sagt er.
Ramona Hofmeister freut sich über derlei Wertschätzung. Dass sie kämpfen kann, hat sie schon oft bewiesen. Die vielen Genesungswünsche aus dem Team, die regelmäßigen Krankenbesuche, die Unterstützung aus dem Verband beim schnellen Rücktransport und in der Rehabilitation, die sie in Schönau am Königssee bei ihrem Athletiktrainer Marcus Hirschbiel Anfang Oktober gestartet hat: All das unterstreicht den Wert, den die Athlet*innensprecherin für die gesamte Snowboard-Germany-Mannschaft besitzt. Auch die liebevolle Umsorgung durch ihren Freund, ihre Eltern und Geschwister, die zum Beispiel den Fahrdienst übernehmen, weil sie nicht Autofahren darf, weiß sie zutiefst zu schätzen. Unangenehm ist ihr das alles dennoch. „Ich mag es gar nicht, anderen zur Last zu fallen. Ich gebe lieber, als dass ich nehme“, sagt sie.
Das Bewusstsein dafür, nun jedoch mal nicht alles geben zu können, sondern Hilfe annehmen zu müssen, hat die Polizeibeamtin, die 2018 ihre Ausbildung zur Polizeimeisterin abgeschlossen hatte und seit Februar dieses Jahres Hauptmeisterin ist, mittlerweile aber entwickelt. „Ich habe mir bewusst keine Prognose von den Ärzten geben lassen. Ich bin ein ungeduldiger Mensch und möchte mich nicht unnötig stressen, wenn die Heilung länger dauern sollte als angenommen“, sagt sie. Den Fuß werde sie länger brauchen als nur bis zum Ende ihrer aktiven Karriere, „also werde ich alles dafür tun, dass er wieder vollständig gesund wird, bevor ich ein unkalkulierbares Risiko eingehe. Ich höre in mich hinein, wie er auf Belastungen reagiert, und dann werden wir sehen, ob es reicht.“
Vereint für die Olympiabewerbung
Eine Woche vor dem Bürgerentscheid am 26. Oktober in der bayerischen Landeshauptstadt haben Münchens Sportvereine von der Breite bis in die Spitze ihre Unterstützung signalisiert und gezeigt, dass der organisierte Sport hinter der Olympiabewerbung steht.
Beim gemeinsamen Aktionswochenende, initiiert vom Bayerischen Landessportverband (BLSV) und dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und unterstützt durch die Landeshauptstadt München, war in vielen Vereinen die Botschaft „Vereint für München“ sichtbar.
Sowohl Breitensport-, also auch Amateur- und Profivereine beteiligen sich bis einschließlich Dienstag (21. Oktober) am Aktionsspieltag und zeigen bei ihren Spielen, Turnieren und Wettkämpfen ihre Unterstützung für die Bewerbung. Die Bandbreite reicht vom Handball, über Fußball, Judo, Turnen, Volleyball, Basketball bis hin zu Wintersportarten wie Eishockey und Biathlon.
„Hinfallen und wieder aufstehen, das gehört zum Leistungssport wie zum Leben“
Wuppertal ist der Ort, dem die besondere Ehre zuteilwird, den letzten Kampf von Anna-Maria Wagner zu erleben. Mit der TSG Backnang tritt die 29-Jährige, die in der Gewichtsklasse bis 78 Kilogramm 2021 in Budapest und 2024 in Abu Dhabi Judo-Weltmeisterin war, am 26. Oktober in der Unihalle Wuppertal zum Final-Four-Turnier um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft an. „Im Idealfall sind es noch vier Kämpfe, die ich natürlich alle gewinnen möchte“, sagt die zweifache Bronzemedaillengewinnerin (Einzel und Mixed-Team) der Olympischen Spiele 2021 in Tokio. Im Halbfinale wartet TSV Hertha Walheim, das zweite Semifinale bestreiten JC 66 Bottrop und JSV Speyer. Das Finale findet am selben Tag statt. Wie sie sich auf ihren Abschied vorbereitet hat und wie sie die Höhen und Tiefen ihrer eindrucksvollen Karriere einordnet, darüber spricht die in Weingarten geborene Spitzenathletin im DOSB-Abschiedsinterview.
DOSB: Anna-Maria, du hast dein Karriereende bereits im Frühjahr bekannt gegeben. War das im Rückblick die richtige Entscheidung, weil du dich so besser vorbereiten konntest, oder hat es dich angestrengt, so viel über das Thema reden zu müssen?
Anna-Maria Wagner: Für mich kann ich als Fazit ziehen, dass es gut war, dass ich ausreichend Zeit hatte, mich zu verabschieden, und dass nicht alles auf einen Schlag geballt kommt. Es gab für mich allerdings auch keine Alternative zu der Entscheidung, denn ich kann solche persönlich sehr einschneidenden Dinge nicht für mich behalten. In dem Moment, in dem ich gespürt habe, dass das Thema Abschied immer größer für mich wurde, wollte ich mit offenen Karten spielen und es kommunizieren.
Wie hast du denn die vergangenen Monate erlebt? Verändert sich etwas am Mindset als Athletin, wenn man weiß, dass es die letzten Karrieremonate sind?
Spätestens seit der Militär-WM Ende Juni in Warendorf, wo ich in meinem letzten internationalen Wettkampf noch einmal Gold gewinnen konnte, genieße ich es sehr, dass es nun dem Ende zugeht. Ganz besonders spüre ich das im Training. Jahrelang hatte ich das Privileg, dass mir als Kaderathletin Trainingspartnerinnen zur Verfügung standen, um mich perfekt vorbereiten zu können. Jetzt hat es einen Rollentausch gegeben, ich übernehme immer häufiger die Rolle der Partnerin, und ich empfinde das als eine sehr gute Gelegenheit, schon jetzt ein wenig von dem zurückgeben zu können, was ich bekommen habe.
Noch ist es sportlich allerdings nicht ganz vorbei, du hast am kommenden Sonntag noch das DM-Finale mit deinem Verein vor dir. Hast du schon Bilder im Kopf, wie du dir diesen letzten Kampftag vorstellst?
Natürlich wünsche ich mir, dass ich all meine Kämpfe gewinne und maximal zum Teamerfolg beitragen kann. Ich hoffe aber vor allem, dass ich den letzten Kampftag genießen kann. Ich habe mich mit anderen Sportlerinnen und Sportlern ausgetauscht, die ihre Karrieren beendet haben, und die haben mir dazu geraten, das Ganze bestmöglich zu genießen. Deshalb versuche ich mit einer gewissen Lockerheit daranzugehen. Ansonsten habe ich aber nichts geplant. Ich gehe davon aus, dass ich vom Verband verabschiedet werde, und ich werde mich auch darauf vorbereiten, ein paar Worte zu sagen. Alles Weitere lasse ich auf mich zukommen.
Für viele Athlet*innen, die ihre Karriere beenden, ist die größte Hürde der Fakt, dass plötzlich der Lebensinhalt fehlt, über den man sich am stärksten definiert hat. Diesen Prozess hast du nach den Olympischen Spielen 2021, als du im Zuge deiner post-olympischen Depression viel über dieses Thema nachgedacht hast, schon einmal durchlaufen. Hast du dadurch jetzt weniger Sorge vor dem berüchtigten schwarzen Loch?
Tatsächlich habe ich davor gar keine Angst, und das hängt bestimmt auch damit zusammen, dass ich diese Themen vor ein paar Jahren schon ausführlich in meinen Gedanken bewegt habe. Ich weiß, dass ich nicht nur die Anna-Maria bin, die eine gute Leistungssportlerin ist, sondern auch abseits der Matte ein wertvoller Mensch sein kann. Mein Karriereende wird kein extremer Cut sein, ich habe mich Stück für Stück daran gewöhnen können, dass sich das Kapitel Leistungssport dem Ende zuneigt. Das war eine gute Vorbereitung und hilft mir extrem, gut damit umzugehen.
Glaubst du, dass es im Kampfsport noch einmal schwieriger ist, den Sport aufzugeben, weil es kaum möglich ist, das Element des Kampfes Frau gegen Frau durch etwas anderes zu ersetzen? Wettkampf ist auch auf anderer Ebene möglich, aber ein Kampf im Wortsinn nicht.
Das stimmt, dennoch glaube ich nicht, dass ich das Kämpfen vermissen werde. Ich habe mein gesamtes Leben dem Judo gewidmet, ich habe es geliebt und würde es immer wieder so machen. Aber jetzt bin ich an einem Punkt angekommen, an dem ich merke, dass es reicht und andere Dinge für mich wichtiger werden. Die Wettkämpferin in mir werde ich allerdings nicht hinter mir lassen. Diesen Ehrgeiz, in allem, was ich tue, sehr gut und möglichst die Beste sein zu wollen, bekommt man nicht mehr aus mir heraus. Und ich glaube auch, dass es mir guttut, Ziele zu haben und dafür zu kämpfen. Ich schließe auch nicht aus, dass ich wieder in einen Verein gehe und vielleicht eine andere Sportart ausprobiere. Aber zunächst geht meine gesamte Energie künftig in mein Studium und den Sprung ins Berufsleben. Ich studiere BWL und Hotelmanagement und möchte in dieser Richtung auch künftig hauptberuflich tätig sein. Mein nächster Kampf ist also gewissermaßen ich gegen die Uni…
Woran hast du gemerkt, dass es Zeit ist, die Karriere zu beenden?
Daran, dass ich nicht mehr bereit bin, dauerhaft über die Komfortzone hinaus zu trainieren, jeden Tag 150 Prozent zu geben und alles auf diesen Sport zu setzen. Das Feuer brennt nicht mehr so. Außerdem ist es ein Privileg, komplett selbstbestimmt diese Entscheidung treffen zu können. Ich bekomme von mir selbst gespiegelt, dass es die richtige Entscheidung ist, denn es fühlt sich einfach gut an.
DOSB fordert Nachbesserungen bei Sportstättenförderprogramm
Die Sportinfrastruktur in Deutschland steht vor erheblichen Herausforderungen. Nach jüngsten Erhebungen des Deutschen Instituts für Urbanistik (im Auftrag der KfW) sehen rund 60 Prozent der Kommunen einen gravierenden oder nennenswerten Investitionsrückstand bei Sporthallen; im Bereich der energetischen Sanierung von Sportstätten sprechen sogar über 90 Prozent von dringendem Handlungsbedarf. Der organisierte Sport verfügt über eine einzigartige gesellschaftliche Gestaltungskraft - er erreicht Menschen in allen Lebenslagen, fördert Zusammenhalt und Gesundheit und schafft Räume, in denen Teilhabe und Integration täglich gelebt werden.
Sanieren, modernisieren, durchstarten: Jetzt Fördermittel für Sportstätten sichern
Sportvereine aufgepasst: Ein neues Förderprogramm des Bundes steht bereit, um eure Kommunen bei der Sanierung von maroden Sportstätten finanziell zu unterstützen.
Am Donnerstag, 16. Oktober, hat das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) den Projektaufruf für das neue Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Sportstätten“ vorgestellt.
Für den Projektaufruf 2025/2026 sind Mittel in Höhe von 333 Millionen Euro veranschlagt.
Und ihr habt die Möglichkeit, über eure Kommunen Projekte einzureichen.
Wenn euer Verein also eine Sportstätte nutzt oder besitzt, die dringend saniert werden sollte, dann meldet euch so bald wie möglich bei eurer Kommune, um den Projektantrag auf den Weg zu bringen.
Wir erklären euch, wie das geht.
5 Ringe - 5 Fragen: München entscheidet über Olympiabewerbung
Noch bis Sonntag, den 26. Oktober, sind die Münchner*innen dazu aufgerufen, über die Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele abzustimmen. Alle Wahlberechtigten dürfen per Briefwahl oder im Wahllokal ihre Stimme abgeben.
Wir erklären, was München plant und worum es genau geht.
Wirtschaftsinitiative unterstützt Olympiabewerbung
Ein deutliches Zeichen für den Aufbruch: Zahlreiche deutsche Unternehmen haben sich zur „Wirtschaftsinitiative Spiele in Deutschland“ zusammengeschlossen, um eine mögliche Bewerbung Deutschlands um Olympische und Paralympische Spiele zu unterstützen.
Olympiastützpunkte - das Rückgrat der deutschen Leistungssportförderung
Was sind Olympiastützpunkte (OSP)?
Olympiastützpunkte sind zentrale Einrichtungen des sportartübergreifenden Partnernetzwerks auf Bundesebene der Leistungssportförderung in Deutschland. Sie unterstützen Athlet*innen aus olympischen, paralympischen und deaflympischen Sportarten mit einem umfassenden Betreuungsangebot. Ihre Aufgabe ist die ganzheitliche Förderung und Unterstützung der ihnen zugeordneten Bundeskaderathlet*innen im regelmäßigen Training vor Ort sowie in enger Zusammenarbeit mit den jeweiligen Spitzenverbänden bei zentralen Maßnahmen (nationale und internationale Wettkämpfe). Darüber hinaus werden Nachwuchskader 2 (NK2) und ausgewählte Landeskader (LK) bestmöglich betreut.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass die Olympiastützpunkte in der Komplexität und interdisziplinären Ausrichtung ihrer Serviceleistungen für die Athlet*innen ein Alleinstellungsmerkmal innerhalb des Wissenschaftlichen Verbundsystems Leistungssport und als Partner im Stützpunktnetzwerk darstellen.
Wie viele Olympiastützpunkte gibt es?
In Deutschland gibt es 13 Olympiastützpunkte mit 17 Standorten und 26 Außen-/Nebenstellen, die über das ganze Bundesgebiet verteilt sind. An den Außen-/Nebenstellen sind mindestens zwei Bundesstützpunkte verortet. Nebenstellen halten zusätzlich OSP-Personal für Service- und Betreuungsleistungen vor. Sie bilden gemeinsam das Rückgrat der täglichen Trainings- und Betreuungsarbeit im Spitzensport.
Warum sind Olympiastützpunkte so wichtig?
OSP sichern die Qualität und Nachhaltigkeit des Leistungssports in Deutschland.
Hier trainieren Kaderathlet*innen unter optimalen Bedingungen begleitet von Expert*innen, die ihre Leistungsentwicklung, Gesundheit und mentale Stärke fördern. Gleichzeitig unterstützen die Stützpunkte dabei, Sport und Ausbildung, Studium oder Beruf zu vereinbaren.
Welche Leistungen bieten die OSP konkret?
Athlet*innen erhalten an ihrem OSP:
- Sportmedizinische und physiotherapeutische Betreuung (ärztliche Betreuung, MTA, Physiotherapie)
- Trainings- und bewegungswissenschaftliche Begleitung (Trainingswissenschaft und Athletiktraining)
- Psychologische Unterstützung
- Sporternährung
- Duale Karriereberatung
Ziel ist es, Leistung langfristig zu sichern und Gesundheit zu erhalten. Im Training, im Wettkampf und bei der Rückkehr nach Verletzungen.
Wie werden die Olympiastützpunkte finanziert?
Die Finanzierung erfolgt über ein einheitliches, vom DOSB beschlossenes Modell.
Die Finanzierung für Personal, Infrastruktur und Ausstattung erfolgt als subsidiäre Mischfinanzierung sowohl aus Bundes- und Landesmitteln als auch über die regionale Ebene der Kommunen und Gemeinden, an denen sie angesiedelt sind.
Was unterscheidet einen Olympiastützpunkt von anderen Leistungszentren?
Neben den Olympiastützpunkten gibt es weitere Einrichtungen im deutschen Leistungssportsystem:
- Bundesstützpunkte (BSP): Trainingsorte einzelner Sportarten, an denen die tägliche Arbeit mit Bundeskaderathlet*innen stattfindet.
- Landesstützpunkte: Regionale Zentren zur Talentförderung und zum Übergang in den Bundeskader.
- Kienbaum - Olympisches und Paralympisches Trainingszentrum: Das einzige Zentrum dieser Art in Deutschland. Es dient Nationalmannschaften als Lehrgangs- und Vorbereitungsort auf internationale Wettkämpfe - insbesondere Olympische und Paralympische Spiele.
- Eliteschulen des Sports (EdS): Die 43 EdS sind über ganz Deutschland verteilt und fördern sportliche Talente in einem Verbundsystem aus Schule, Wohnen und Leistungssport mit Bezug zu den Olympiastützpunkten. Sie koordinieren Schule und Training so, dass keiner der beiden Bereiche vernachlässigt werden muss und künftige Spitzenathlet*innen ihre Zeit bestmöglich nutzen können.
Wie arbeiten die OSP im System zusammen?
Die Olympiastützpunkte kooperieren eng mit Spitzenverbänden, Landesfachverbänden, Landessportbünden, Vereinen und weiteren Partnern im Wissenschaftlichen Verbundsystem Leistungssport (WVL). Ziel ist eine vernetzte, sportartenübergreifende Leistungssportentwicklung und die bestmögliche Betreuung aller Kaderathlet*innen - stets unter Einhaltung der Anti-Doping-Bestimmungen von WADA und NADA.

