Neues aus Sportdeutschland
Olympiastützpunkte - das Rückgrat der deutschen Leistungssportförderung
Was sind Olympiastützpunkte (OSP)?
Olympiastützpunkte sind zentrale Einrichtungen des sportartübergreifenden Partnernetzwerks auf Bundesebene der Leistungssportförderung in Deutschland. Sie unterstützen Athlet*innen aus olympischen, paralympischen und deaflympischen Sportarten mit einem umfassenden Betreuungsangebot. Ihre Aufgabe ist die ganzheitliche Förderung und Unterstützung der ihnen zugeordneten Bundeskaderathlet*innen im regelmäßigen Training vor Ort sowie in enger Zusammenarbeit mit den jeweiligen Spitzenverbänden bei zentralen Maßnahmen (nationale und internationale Wettkämpfe). Darüber hinaus werden Nachwuchskader 2 (NK2) und ausgewählte Landeskader (LK) bestmöglich betreut.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass die Olympiastützpunkte in der Komplexität und interdisziplinären Ausrichtung ihrer Serviceleistungen für die Athlet*innen ein Alleinstellungsmerkmal innerhalb des Wissenschaftlichen Verbundsystems Leistungssport und als Partner im Stützpunktnetzwerk darstellen.
Wie viele Olympiastützpunkte gibt es?
In Deutschland gibt es 13 Olympiastützpunkte mit 17 Standorten und 26 Außen-/Nebenstellen, die über das ganze Bundesgebiet verteilt sind. An den Außen-/Nebenstellen sind mindestens zwei Bundesstützpunkte verortet. Nebenstellen halten zusätzlich OSP-Personal für Service- und Betreuungsleistungen vor. Sie bilden gemeinsam das Rückgrat der täglichen Trainings- und Betreuungsarbeit im Spitzensport.
Warum sind Olympiastützpunkte so wichtig?
OSP sichern die Qualität und Nachhaltigkeit des Leistungssports in Deutschland.
Hier trainieren Kaderathlet*innen unter optimalen Bedingungen begleitet von Expert*innen, die ihre Leistungsentwicklung, Gesundheit und mentale Stärke fördern. Gleichzeitig unterstützen die Stützpunkte dabei, Sport und Ausbildung, Studium oder Beruf zu vereinbaren.
Welche Leistungen bieten die OSP konkret?
Athlet*innen erhalten an ihrem OSP:
- Sportmedizinische und physiotherapeutische Betreuung (ärztliche Betreuung, MTA, Physiotherapie)
- Trainings- und bewegungswissenschaftliche Begleitung (Trainingswissenschaft und Athletiktraining)
- Psychologische Unterstützung
- Sporternährung
- Duale Karriereberatung
Ziel ist es, Leistung langfristig zu sichern und Gesundheit zu erhalten. Im Training, im Wettkampf und bei der Rückkehr nach Verletzungen.
Wie werden die Olympiastützpunkte finanziert?
Die Finanzierung erfolgt über ein einheitliches, vom DOSB beschlossenes Modell.
Die Finanzierung für Personal, Infrastruktur und Ausstattung erfolgt als subsidiäre Mischfinanzierung sowohl aus Bundes- und Landesmitteln als auch über die regionale Ebene der Kommunen und Gemeinden, an denen sie angesiedelt sind.
Was unterscheidet einen Olympiastützpunkt von anderen Leistungszentren?
Neben den Olympiastützpunkten gibt es weitere Einrichtungen im deutschen Leistungssportsystem:
- Bundesstützpunkte (BSP): Trainingsorte einzelner Sportarten, an denen die tägliche Arbeit mit Bundeskaderathlet*innen stattfindet.
- Landesstützpunkte: Regionale Zentren zur Talentförderung und zum Übergang in den Bundeskader.
- Kienbaum - Olympisches und Paralympisches Trainingszentrum: Das einzige Zentrum dieser Art in Deutschland. Es dient Nationalmannschaften als Lehrgangs- und Vorbereitungsort auf internationale Wettkämpfe - insbesondere Olympische und Paralympische Spiele.
- Eliteschulen des Sports (EdS): Die 43 EdS sind über ganz Deutschland verteilt und fördern sportliche Talente in einem Verbundsystem aus Schule, Wohnen und Leistungssport mit Bezug zu den Olympiastützpunkten. Sie koordinieren Schule und Training so, dass keiner der beiden Bereiche vernachlässigt werden muss und künftige Spitzenathlet*innen ihre Zeit bestmöglich nutzen können.
Wie arbeiten die OSP im System zusammen?
Die Olympiastützpunkte kooperieren eng mit Spitzenverbänden, Landesfachverbänden, Landessportbünden, Vereinen und weiteren Partnern im Wissenschaftlichen Verbundsystem Leistungssport (WVL). Ziel ist eine vernetzte, sportartenübergreifende Leistungssportentwicklung und die bestmögliche Betreuung aller Kaderathlet*innen - stets unter Einhaltung der Anti-Doping-Bestimmungen von WADA und NADA.
„Kienbaum ist ein sehr wichtiger Baustein des Stützpunkt-Netzwerks“
DOSB: Olaf, dem „Kienbaum Olympisches und Paralympisches Trainingszentrum“ wird im deutschen Sport eine besondere Bedeutung zugeschrieben. Warum?
Olaf Tabor: Es ist das einzige Trainingszentrum dieser Art, das wir in Deutschland haben. Seine Bedeutung ist aus der Historie herzuleiten. Kienbaum war ein wichtiges Trainingszentrum der damaligen DDR, dessen großer Vorteil war, an einem ablenkungsfreien Ort ein hoch spezialisiertes Training für eine große Bandbreite an Sommer- und Wintersportarten anbieten zu können. Das hat man nach der Wende sinnvollerweise erhalten und ausgebaut.
Weil es oft durcheinandergerät: Erläutere bitte einmal den Unterschied zwischen einem Trainingszentrum wie Kienbaum und einem Olympiastützpunkt.
Das KOPT ist eine Agglomeration, also ein Zentrum zahlreicher Spezialtrainingsstätten mit großen Unterkunfts- und Versorgungskapazitäten, die ausschließlich dem Spitzensport gewidmet ist. Dort finden vorwiegend Lehrgänge der Nationalmannschaften aus unterschiedlichen Sportarten statt, häufig in Vorbereitung auf internationale Zielwettkämpfe. Das KOPT verfügt allerdings nicht selbst über Fachpersonal für trainingswissenschaftliche, medizinische, physiotherapeutische oder psychologische Versorgung, wie es zum Beispiel an OSP vorgehalten wird. Um es vereinfacht zu sagen: Olympiastützpunkte und Bundesstützpunkte sind Orte für das tägliche Training, das KOPT ist ein Ort für gezielte Lehrgangsmaßnahmen. Alle Elemente des Stützpunktsystems - Olympiastützpunkte, Bundes- und Landesstützpunkte sowie das Trainingszentrum in Kienbaum - haben spezifische Funktionen und Aufgaben mit ihren jeweiligen Mehrwerten für die Leistungsentwicklung der Athletinnen und Athleten.
Was macht den Standort Kienbaum einzigartig?
Es gibt wohl kaum einen zweiten Standort in Deutschland, der quer durch eine breite Sportartpalette über solch ausgezeichnete Trainingsmöglichkeiten verfügt. Ein großer Vorteil ist neben den Trainingsstätten insbesondere die Abgeschiedenheit, zumindest aus trainingstechnischer Sicht. In Kienbaum gibt es keine Ablenkung. Berlin ist weit genug weg und die ÖPNV-Anbindung zu dünn, um spontan dorthin zu fahren. In Kienbaum liegt der Fokus komplett auf dem Training. Insbesondere für Sportarten, die hochgradig trainingsintensiv sind, ist das Zentrum perfekt geeignet und deshalb als Lehrgangsstandort und gerade in der Vorbereitung auf Schlüsselevents wie Olympische Spiele unverzichtbar. Dazu kommt, dass Kienbaum auch ein Dienstort der Bundespolizei ist. Das heißt, dass Kaderathletinnen und -athleten, die bei der Bundespolizei angestellt sind, eine zusätzliche Möglichkeit haben, die dortigen Trainingsmöglichkeiten zu nutzen.
Was Kienbaum für den deutschen Sport so unverzichtbar macht
„Du hast jeden Tag die Möglichkeit, besser zu werden!“, so steht es auf dem Poster geschrieben, das die Wand eines der Doppelzimmer ziert, in denen die besten Athlet*innen Deutschlands Erholung und Ruhe vom harten Training finden sollen. Und während man noch überlegt, ob das als freundlicher Hinweis gemeint ist oder doch eher als deutliche Aufforderung, hat Lisa Vogel die Antwort schon parat. „Wir tun hier alles dafür, dass das Team D auf allen Wettkämpfen die bestmögliche Leistung bringen kann“, sagt sie. Damit ist klar: Die Möglichkeit, besser zu werden, ist das Motto, nach dem im „Olympischen und Paralympischen Trainingszentrum für Deutschland“ in Kienbaum das gesamte Handeln ausgerichtet ist.
Lisa Vogel leitet für das nationale Zentrum, das in dieser Form republikweit einzigartig ist, die Kommunikationsabteilung. Dass sie noch viele andere Aufgaben übernimmt, weil die 65 Mitarbeitenden das allesamt so machen, wird im Verlauf des Rundgangs über das 60 Hektar große Gelände schnell deutlich. Aber an diesem sonnig-frischen Herbsttag in der Brandenburger Abgeschiedenheit rund 40 Kilometer östlich des Stadtkerns von Berlin ist die 30-Jährige voll in ihrem Element: Sie führt den Besuch aus dem DOSB über die Anlage und hat zu jeder Einrichtung Informationen und kleine oder große Geschichten parat. Und weil so viele es wert sind, erzählt zu werden, bricht sich nach vier kurzweiligen Stunden die Erkenntnis Bahn, dass ein Kurzaufenthalt in Kienbaum eigentlich keinen Sinn ergibt.
Manche kommen für ein paar Wochen, andere für mehrere Monate
Wie gut also, dass der Betrieb auf Langfristigkeit ausgelegt ist. Fachverbände, die ihre Sportler*innen nach Kienbaum schicken - und das tun sehr viele in den olympischen Sommer- und Wintersportarten -, bauen auf mehrwöchige, manchmal sogar über mehrere Monate andauernde Wettkampfvorbereitung. „Nur hier gibt es perfekte Bedingungen, die es braucht, um sich vor internationalen Sportgroßevents den letzten Feinschliff zu holen“, sagt Martin Rieprecht. Der 39-Jährige ist seit gut einem Jahr Geschäftsführer des Trägervereins von Kienbaum, und er ist überzeugt davon, dass die Kaderschmiede höchsten Ansprüchen gerecht wird. „Wir haben die beste Infrastruktur, alle Trainingsstätten sind auf Weltklasseniveau, wir bieten eine tolle Küche und ansprechende Unterkünfte“, sagt er.
Wer sich davon überzeugen will, beginnt den Rundgang mit Lisa Vogel im Unterkunftsgebäude von Kienbaum II - das so heißt, weil es einen zehnminütigen Fußmarsch vom Verwaltungsgebäude mit der Rezeption entfernt liegt, den die Bewohner*innen auch mit 200 vom Ernährungspartner Edeka gesponserten Fahrrädern zurücklegen können. 200 Betten stehen dort in Einzel-, Doppel- und Dreibettzimmern zur Verfügung, und während die oberen drei Geschosse in den vergangenen drei Jahren modernisiert wurden und in hellen, warmen Farben Gemütlichkeit ausstrahlen, atmet das Parterre noch den Charme der Vorwendezeit, als Kienbaum das wichtigste Trainingszentrum der DDR war. „Hier wollen wir im kommenden Jahr renovieren“, sagt Lisa Vogel, verweist aber darauf, dass wegen der lange geltenden vorläufigen Haushaltsplanung des Bundes die notwendigen finanziellen Mittel noch nicht bewilligt sind.
Das Gelände östlich von Berlin wurde 1951 dem Sport gewidmet
Dass das Gelände, das vor dem Zweiten Weltkrieg zunächst Mühle und dann Munitionsfabrik war und 1951 dem Sport gewidmet wurde, nach der Wende in seiner Funktion gehalten und kontinuierlich ausgebaut wurde, darf angesichts der heutigen Bedeutung für den deutschen Hochleistungssport als goldrichtige Entscheidung gelten. Die Finanzierung erfolgt komplett aus Bundesmitteln, der DOSB ist entgegen der landläufigen Wahrnehmung nicht an der Finanzierung beteiligt, stellt aber in Leistungssport-Vorstand Olaf Tabor den Vorsitzenden des Trägervereins. Das Gelände ist in Bundesbesitz, allerdings hat sich der Trägerverein zur Übernahme aller Rechte, aber auch aller Pflichten bereiterklärt. Das bedeutet: Alle Aufgaben, die anfallen, werden von den 65 Mitarbeitenden übernommen - ausgenommen sind lediglich Modernisierungsarbeiten, die von Fachfirmen ausgeführt werden müssen, und die Reinigung der Bettwäsche, die an ein externes Unternehmen ausgelagert ist.
„Besonders arbeitsintensiv ist die Pflege der Grünanlagen, vor allem im Herbst, wenn Laub und Eicheln fallen“, sagt Lisa Vogel. Aber genau diese Grünanlagen sind es, die den besonderen Charme Kienbaums ausmachen. Der Wald um den Liebenberger See, der inmitten des Geländes dem Deutschen Kanu-Verband als wichtigste Trainingsstätte dient, verleiht dem Gesamtensemble die Atmosphäre eines Kurzentrums. Wären die Athlet*innen nicht zum Arbeiten hier, wäre das Bundesleistungszentrum der perfekte Ort für klassischen Erholungsurlaub. Ablenkung gibt es nicht, hier ist der Mensch eins mit der Natur. Was viele Jahre als unbestreitbarer Vorteil galt, bereitet Martin Rieprecht heute allerdings manches Mal Kopfzerbrechen. „Nicht alle kommen mit so viel Ruhe klar, manche wünschen sich mehr Action“, sagt er. Ausflüge nach Berlin sind zwar möglich, aber mühsam und zeitintensiv. Deshalb - und weil das WLAN bisweilen hakt - bieten sie vermehrt Gemeinschaftsabende an und wollen zeitnah die in die Jahre gekommene Kegelbahn in einen Freizeitsportbereich umrüsten.
„Ich möchte später sagen können: Was hatte ich für geile Jahre!“
Für Karina Schönmaier beginnt am Montagabend mit dem Flug nach Jakarta eine ganz besondere Reise. Zum einen war die Turn-Europameisterin am Sprung noch nie so weit von zu Hause entfernt und hatte deshalb „ein wenig Angst davor, 15 Stunden am Stück zu fliegen“. Zum anderen ist die 20-Jährige vom TuS Chemnitz-Altendorf im Aufgebot für die Weltmeisterschaften, die vom 19. bis 25. Oktober in Indonesiens Hauptstadt ausgetragen werden, nach den Rücktritten von Elisabeth Seitz und Sarah Voss sowie den verletzungsbedingten Ausfällen von Pauline Schäfer-Betz und Helen Kevric die älteste und erfahrenste Athletin. Silja Stöhr (17/SG Heddesheim) und Schönmaiers Vereinskameradin Jesenia Schäfer (15) erleben in der Elf-Millionen-Einwohner-Megacity ihre WM-Premiere. Wie sie mit ihrer Rolle umgeht und warum Turnen für sie ein „sicherer Ort“ ist, erläutert die gebürtige Bremerin, die bei den Olympischen Spielen in Paris als Ersatzturnerin zum Team Deutschland zählte, im Interview.
DOSB: Karina, wie fühlt es sich an, mit gerade einmal 20 Jahren die erfahrenste und älteste Athletin im deutschen Aufgebot zu sein?
Karina Schönmaier: Es ist schon etwas komisch, dass die vielen Erfahrenen nicht mehr da sind. Die Aufregung steigt von Tag zu Tag. In den Qualifikationen bin ich gut durchgekommen, das hat mir viel Sicherheit gegeben. Dennoch ist eine Anspannung da, die ich in der Form noch nicht kannte. Bei den Weltmeisterschaften 2022 in Liverpool und 2023 in Antwerpen war ich einfach nur froh, dass ich dabei war. Nun bin ich die erfahrenste Turnerin im Aufgebot.
Wie gehst du mit dieser veränderten Rolle um?
So viel hat sich gar nicht verändert. Ich fühle mich überhaupt nicht als Anführerin, die irgendwelche Ansagen macht. Wir sind alle komplett auf Augenhöhe, jede hat Mitspracherecht. Ich habe keine Sonderstellung, muss auch auf niemanden aufpassen. Wir sind ein sehr junges Team, kommen aber bestens miteinander aus. Das macht es mir leicht, mich wohlzufühlen.
Nach dem EM-Titel am Sprung und dem Sieg bei den deutschen Meisterschaften im Mehrkampf und am Boden wirst du als Hoffnungsträgerin des deutschen Teams bezeichnet. Ist das zusätzlicher Ansporn oder nur mehr Druck?
Von beidem etwas. Meine persönliche Ausgangslage hat sich natürlich verändert. Ich bin sehr froh, dass ich in diesem Jahr schon einige starke Wettkämpfe zeigen konnte, denn das gibt mir Sicherheit und gleichzeitig das Gefühl, noch mehr erreichen zu können und vor allem zu wollen. Andererseits ist der Druck schon höher, vor allem aber der, den ich mir selber mache. Früher habe ich einfach gemacht und gehofft, dass etwas Gutes dabei herauskommt. Diese Herangehensweise funktioniert nicht mehr, da hat sich in meiner Gedankenwelt etwas verändert. Jetzt denke ich öfter: Ich muss perfekt sein, darf keine Fehler machen. Das ist schon manchmal stressig. Trotzdem gelingt es mir zum Glück meistens, diesen Stress gut auszubalancieren und mit der notwendigen Leichtigkeit an die Übungen zu gehen.
Wie gelingt es dir, diese Stressbalance im Griff zu behalten?
Das ist eine Mischung aus mehreren Faktoren. Zum einen hilft mir meine Erfahrung, ich war schon bei mehreren Welt- und Europameisterschaften dabei, und jeder große internationale Wettkampf bringt mich ein Stück weiter in meiner Entwicklung. Zum anderen ist für mich Kommunikation extrem wichtig. Beim Weltcup in Paris zum Beispiel habe ich kurz vorm Wettkampf Angst bekommen, dass ich nicht ordentlich performen würde. Diese Ängste habe ich mit dem Trainerteam besprochen, und das hat mir sehr geholfen. Im Training stresse ich mich manchmal auch zu sehr, dann muss ich von außen beruhigt werden. Das gelingt aber immer sehr gut. Deshalb bin ich meinen Trainern, allen voran Tati und Anatol (Tatjana Bachmayer und Anatol Ashurkov vom Chemnitzer Stützpunkt, d. Red.), sehr dankbar für ihre Unterstützung. Wir sind als Team sehr gut zusammengewachsen und haben über die Jahre tiefes Vertrauen aufgebaut. Ich kann die beiden auch nachts anrufen und mit ihnen über alles sprechen.
Gibt es außerhalb des Trainerteams weitere wichtige Bezugspersonen für dich?
In erster Linie meine Mutter, mit ihr telefoniere ich oft und erzähle ihr alles, was mich bewegt. Aber da sie nicht in Chemnitz vor Ort ist, spreche ich auch viel mit Freundinnen und Teamkolleginnen. Anna-Lena König und Lea Quaas sind wichtige Menschen in meinem Leben, wir kochen oft zusammen und sprechen über das Turnen. Aber auch zu Eli und Sarah habe ich regelmäßig Kontakt. Dass sie für mich da sind, ist mir wichtig.
World Mental Health Day
Dieses schmerzhafte Gefühl betrifft Millionen von Menschen in Deutschland (siehe Einsamkeitsbarometer 2024) und kann mit fortschreitender Dauer weitreichende Folgen auf die mentale UND die körperliche Gesundheit haben. Eine Lösung: Gemeinsame Bewegung! Sie erzeugt Gemeinschaftsgefühle und stärkt Beziehungen. Das gemeinsame Erlebnis im Sport bringt Menschen unterschiedlicher Fähigkeiten, sozialer Lage, Altersgruppen und Herkunft miteinander in Verbindung, überwindet Sprachbarrieren und fördert den sozialen Zusammenhalt.
Hier sind die wichtigsten Gründe, warum Einsamkeit so bedeutend für die Gesundheit ist:
- Einsamkeit ist mehr als Alleinsein.
Man kann unter Menschen sein und sich dennoch einsam fühlen. Einsamkeit beschreibt ein subjektives Gefühl des Getrenntseins und des Nicht-Dazugehörens - und dieses Gefühl kann stark belasten. - Einsamkeit erhöht das Risiko für psychische Erkrankungen.
Studien zeigen, dass anhaltende Einsamkeit das Risiko für Depressionen und Angststörungen deutlich erhöht. Das Gefühl, nicht unterstützt oder verstanden zu werden, kann negative Gedanken verstärken und das Selbstwertgefühl schwächen. - Einsamkeit beeinflusst auch die körperliche Gesundheit.
Dauerhafte Einsamkeit wirkt ähnlich belastend auf den Körper wie chronischer Stress. Sie kann das Immunsystem schwächen, Entzündungen fördern und langfristig sogar Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen und das Sterberisiko erhöhen. - Einsamkeit betrifft alle Generationen.
Nicht nur ältere Menschen sind betroffen. Auch Jugendliche und junge Erwachsene leiden mehr unter Gefühlen der Einsamkeit als man lange Zeit vermutet hat - etwa durch digitale Kommunikation, Zeitdruck, persönliche Umbruchsphasen oder den Verlust klassischer Gemeinschaftsstrukturen. - Soziale Verbundenheit wirkt wie ein Schutzfaktor.
Beziehungen, Freundschaften und Gemeinschaften geben Halt, Sinn und emotionale Sicherheit. Wer sich eingebunden fühlt, kann Krisen besser bewältigen. - Bewegung und ehrenamtliches Engagement helfen.
Bewegung hilft, Spannungen zu lösen und gedanklichen Abstand von belastenden Situationen zu gewinnen. Gruppensportarten oder gemeinsame Trainings fördern neue Kontakte und geben ein Gefühl von Zugehörigkeit. Auch ein ehrenamtliches Engagement wichtiger Schutzfaktor hervorgehoben.
Gerade deshalb ist der World Mental Health Day ein wichtiger Anlass, um über Einsamkeit zu sprechen - offen, ohne Scham und mit Blick auf Lösungen. Initiativen wie das DOSB-Projekt „Fit und verbunden - gegen Einsamkeit“ (FIVE) setzen auf Bewegung und Begegnung, um Verbundenheit zu fördern und die seelische Gesundheit nachhaltig zu stärken. Mehr zum Projekt
Quellen
Eliteschule des Sports Stuttgart erhält Verstärkung
Die Eliteschulen des Sports (EdS) stellen ein wichtiges Bindeglied zwischen Nachwuchsleistungssport und Bildung her. Von den derzeit 43 Eliteschulen des Sports in ganz Deutschland befinden sich sieben in Baden-Württemberg.
Das bundesweite System ermöglicht mehr als 11.000 Schüler*innen aus dem Nachwuchsleistungssport eine optimale Vereinbarung von schulischem Alltag und sportlicher Höchstleistung. So werden Eliteschüler*innen regelmäßig für den Sport von der Schule freigestellt, Lehrpläne um den Sport herumgeplant, Klausuren nach Möglichkeit online angeboten und nicht besuchter Unterricht durch Nachführung kompensiert. Diese Flexibilität ist für den Nachwuchs essenziell, damit er sowohl im Sport als auch in der Schule seine bestmögliche Leistung zeigen kann.
Die Eliteschulen stehen eng mit den jeweiligen Olympiastützpunkten in Verbindung. Unabdingbares Kriterium des DOSB für eine Aufnahme als Eliteschule des Sports ist ein gut erreichbarer Olympiastützpunkt und der Zugang zu dessen Serviceleistungen wie Physiotherapie, Ernährungsberatung, Sportpsychologie und Laufbahnberatung. Der Olympiastützpunkt in Stuttgart bietet dem Otto-Hahn-Gymnasium genau diesen wertvollen Zugang.
„Wir sind sehr stolz darauf, mit unserer kontinuierlichen und professionellen Arbeit und unserem beherzten Einsatz für das Gelingen der Vereinbarkeit von Schule und Leistungssport, unseren jugendlichen Leistungssportler*innen einen Rahmen erarbeitet zu haben, in dem ihre schulischen, sportlichen wie auch persönlichen Entwicklungspotentiale bestmöglich unterstützt und wir dafür nun vom DOSB mit dem Titel „Eliteschule des Sports“ ausgezeichnet werden.“ so Mathias Hilbert der Leiter des Otto-Hahn-Gymnasiums.
Das Otto-Hahn-Gymnasium ist bereits seit 1995 eine Partnerschule des nahegelegenen Olympiastützpunkts Stuttgart und leistet insbesondere in den Sportarten Tennis, Hockey, Basketball und Leichtathletik wichtige Arbeit. Durch die neue Zugehörigkeit zur EdS Stuttgart kann diese Zusammenarbeit in Zukunft ausgebaut und vertieft werden. Das wiederum kommt den Schüler*innen zugute, die sich über noch bessere Bedingungen freuen dürfen.
Der WM-Titel als Eintrittskarte zum Kreis der Elite
Ob es wirklich eine gute Idee ist, Ende dieser Woche die Reise nach Indiana anzutreten, das wird Anna Elendt erst wissen, wenn sie es ausprobiert hat. In Carmel, einer 100.000-Einwohner-Stadt nördlich von Indianapolis, steht für die Weltelite im Schwimmen von Freitag bis Sonntag die erste Station der Weltcupsaison 2025 an. „Ich bin zwar voll im Training und auch schon wieder gut in Form. Aber ob ich wirklich top vorbereitet bin, stellt sich dann erst im Wettkampf heraus“, sagt die 24-Jährige. Die Chance, in ihrer Wahlheimat USA den ersten Auftritt nach dem größten Erfolg ihrer bisherigen Karriere zu genießen, will sich Anna Elendt aber nicht entgehen lassen.
Ende Juli war sie in Singapur auf ihrer Paradestrecke 100 Meter Brust Weltmeisterin geworden, in deutscher Rekordzeit von 1:05,19 Minuten ließ sie Kate Douglass (USA) und die Chinesin Tang Qianting hinter sich und schnappte sich eine Goldmedaille, die nicht nur in deutschen Medien als Sensation gefeiert wurde. Neun Wochen danach kann die Spitzenathletin von der SG Frankfurt den Erfolg noch nicht recht einordnen. „Ich muss ehrlich sagen, dass er noch immer nicht so richtig angekommen ist“, sagt sie. Direkt nach der Rückkehr aus Asien nach Austin, wo sie seit 2020 lebt, wurde sie an ihrem Arbeitsplatz beim Financial-Technology-Konzern Ouro zurückerwartet, wo sie in Teilzeit als Projektmanagerin jobbt. „Zeit, um das alles zu verarbeiten, hatte ich nicht.“
Was der überraschende Triumph bewirkt hat, kann Anna Elendt deshalb auch noch nicht vollumfänglich einschätzen. Sie werde von ihrem Umfeld nicht anders behandelt als ohne WM-Gold auf dem Konto. Auf der Arbeit hätten einige erst durch eine Meldung im Intranet zu ihrem Titelgewinn überhaupt erfahren, dass sie Leistungsschwimmerin ist. „Aber ich habe festgestellt, dass ich für mich jetzt das Gefühl habe, wirklich zu den Besten dazuzugehören.“ Der WM-Titel als Eintrittskarte zum Kreis der Elite - für Anna Elendt, die in Austin seit einiger Zeit mit der Pro-Gruppe von US-Starcoach Bob Bowman trainiert, fühlt sich die neue Wertschätzung an wie eine ausgiebige warme Dusche nach einem langen Marsch bei Kälte und Regen durch unwegsames Gelände.
Nach Olympia in Paris dachte sie ans Aufhören
Einen solchen hatte sie im übertragenen Sinn nach den Olympischen Spielen von Paris zu überstehen. Das bittere Aus im Vorlauf nagte lange an der so lebensfrohen Athletin, die mit ihrer lockeren, stets positiven Art normalerweise eine der Stimmungsaufhellerinnen im deutschen Team ist. „Ich habe danach sogar ans Aufhören gedacht, denn ich war so frustriert, dass ich meine Leistung nicht abrufen konnte, obwohl ich mich super gefühlt habe“, sagt sie rückblickend. Geholfen habe ihr ein klarer Schnitt im gewohnten Trainingsablauf. „Ich habe zwei Monate bis auf Joggen gar nichts gemacht, bin dann mit einer Einheit pro Woche gestartet und habe Woche für Woche um eine Einheit gesteigert, bis ich wieder bei acht bis neun angekommen war und gemerkt habe, dass ich noch einmal voll angreifen will“, sagt sie.
Und genau das hat Anna Elendt seit vergangenem Herbst getan. Ende des vergangenen Jahres schied sie nach erfolgreichem Abschluss ihres Studiums in Sportmanagement und Wirtschaft zwar aus dem College-Team der University of Texas aus, die Trainingsmöglichkeiten dort darf sie jedoch auch weiterhin ausgiebig nutzen. „Ich muss jetzt zwar die Miete für mein Apartment, die medizinische Betreuung und die Verpflegung komplett selbst zahlen. Aber das Umfeld hier ist so herausragend, dass ich mich entschieden habe, zumindest so lange in Austin zu bleiben, wie ich Schwimmen als Hochleistungssport betreibe“, sagt sie. Zwar vermisse sie ihre Familie und ihre Freunde weiterhin sehr, außerdem hat sie in den USA noch immer nichts gefunden, das das von ihr so geliebte Ahoj-Brausepulver ersetzen kann. Aber das Prickeln, das sie im Training mit der Weltelite täglich spürt, ist mehr als eine Kompensation für das, was ihr fehlt.
„Generell gilt: Immer auf den eigenen Körper hören!“
DOSB: Frau Professorin Joisten, der Herbst läutet die kalte, dunkle Jahreshälfte ein. Warum ist es so wichtig, gerade jetzt das Sporttreiben nicht zu vernachlässigen?
Christine Joisten: Generell fördert regelmäßige Bewegung die Herz-Kreislauf-Gesundheit, stärkt das Immunsystem und den Bewegungsapparat, verbessert den Stoffwechsel und die Psyche – Effekte, die in der Erkältungssaison und bei weniger Tageslicht besonders wertvoll sind. Als Ziel sollten 150 bis 300 Minuten pro Woche moderate oder 75 bis 150 Minuten wöchentlich intensive Bewegung plus zwei Krafteinheiten in der Woche erreicht werden.
Ist im Herbst und Winter Sport im Freien oder in der Halle besser, und was sind die wichtigsten Unterschiede im Hinblick auf gesundheitliche Effekte?
An sich wirkt beides erst einmal gleichermaßen gut. Draußen profitiert man zusätzlich von Tageslicht, was der zirkadianen Stabilisierung, also einem gesunden 24-Stunden-Rhythmus sowie der Stimmung zuträglich ist, drinnen von planbarer Temperatur und rutschfestem Untergrund. Kälte erhöht allerdings den Wärmeverlust und kann Leistung mindern, wenn man unzureichend aufgewärmt ist. Deshalb im Freien bewusst wärmen und auf Funktionskleidung achten. Drinnen ist das Verletzungsrisiko durch Ausrutschen oder Unterkühlung geringer, auf engerem Raum besteht aber eine höhere Infektionsgefahr zur Erkältungszeit. Entscheidend ist aber vor allem die Regelmäßigkeit, nicht der Ort.
Was ist beim Aufwärmen für Sport im Freien in den kommenden Monaten besonders zu beachten?
Es empfiehlt sich ein dynamisches Warm-up, zum Beispiel durch Mobilisieren und lockeres Antraben, über zehn Minuten. Danach kann man den Hauptteil starten, aber in den ersten Minuten etwas langsamer angehen. Sinnvoll ist auch, die Kleidung nach dem Zwiebelprinzip zu wählen: Funktionsunterwäsche, isolierende Schicht, wind-und wasserdichte Außenschicht, trockene Socken, Handschuhe und Mütze.
Muskelverletzungen wegen zunehmender Kälte sind eine Gefahr. Was tun, wenn die Muskeln nach dem Sport schmerzen oder sich tatsächlich eine Verletzung zeigt?
Leichte Muskelschmerzen nach ungewohnter Belastung sind meist harmloser Muskelkater. Er entsteht durch kleinste Faserschäden und Entzündungsreaktionen, die sich in den folgenden zwölf bis 72 Stunden bemerkbar machen. In diesem Fall helfen aktive Erholung, sanftes Dehnen, Wärme, lockeres Auslaufen oder Radfahren. Der Schmerz ist zwar unangenehm, verschwindet aber folgenlos von selbst nach einigen Tagen. Treten jedoch starke, stechende Schmerzen während oder unmittelbar nach der Belastung auf, möglicherweise begleitet von einer Schwellung, einem Hämatom oder Bewegungseinschränkung, deutet dies auf eine Muskelverletzung hin. Dies sollte ärztlich abgeklärt werden. Als Erstmaßnahme sollte die betroffene Extremität entlastet und vorsichtig gekühlt werden, begleitet von Kompression und Hochlagerung.
Der Herbst gilt als Hochzeit für Erkältungen. Was lässt sich tun, um diese zu vermeiden, und wie schützt man sich beim Sport im Freien optimal?
Im Herbst steigt das Risiko für Erkältungen deutlich an, deshalb lohnt es sich, vorbeugend auf einige Punkte zu achten. Wichtig sind eine gute Hygiene wie regelmäßiges Händewaschen und Hustenetikette, ausreichend Schlaf sowie eine abwechslungsreiche, vitamin- und mineralstoffreiche Ernährung. Beim Sport selbst gilt: Lieber maßvoll trainieren, anstatt in Phasen von Müdigkeit oder erhöhter Belastung ein extremes „All-out“-Programm zu absolvieren, da dies das Immunsystem sogar vorübergehend schwächen kann. Für den Sport im Freien bedeutet das konkret: warm starten, sich also mit einem kurzen Aufwärmprogramm auf Betriebstemperatur bringen, atmungsaktive Kleidung im Zwiebelprinzip tragen, darauf achten, nicht auszukühlen oder zu verschwitzt im Freien zu verweilen, und sich nach der Einheit zügig umzuziehen. Wer regelmäßig und in moderatem Umfang aktiv ist, stärkt nachweislich sein Immunsystem und reduziert das Risiko, in der Erkältungssaison krank zu werden.
Und wenn es einen doch erwischt, was sind die wichtigsten Regeln zum Bekämpfen des Infekts und im Hinblick auf den Wiedereinstieg in den Sport?
Wenn eine Erkältung oder Infektion auftritt, gilt als wichtigste Regel: Bei Fieber, Muskelschmerzen, Husten oder Schluck- und Brustschmerzen ist Sport tabu. In dieser Phase braucht der Körper Ruhe, um das Immunsystem nicht zusätzlich zu belasten und ernsthafte Komplikationen wie etwa eine Herzmuskelentzündung zu vermeiden. Handelt es sich nur um leichte Symptome der oberen Atemwege wie eine laufende Nase oder leichtes Kratzen im Hals, kann man vorsichtig Spaziergänge oder sehr leichte Bewegung einbauen. Sollte sich der Zustand verschlechtern, bitte ein oder zwei Tage pausieren. Erst wenn die Beschwerden vollständig abgeklungen sind, sollte man den Sport schrittweise über ein bis zwei Wochen wieder steigern. Wichtig ist, auf Warnzeichen zu achten: Treten Atemnot, Brustschmerzen oder Herzstolpern auf, muss eine ärztliche Abklärung erfolgen. So bleibt der Wiedereinstieg sicher und das Risiko für Folgeerkrankungen wird minimiert.
Leo Neugebauer ist Sportler des Monats September
Weltmeister Leo Neugebauer ist nach seinem grandiosen Sieg bei der WM in Tokyo von den Sporthilfe-geförderten Athlet*innen zum Sportler des Monats September gewählt worden. In einem packenden Schlussspurt im abschließenden 1.500-Meter-Lauf seines Zehnkampfs ließ er alles auf der Bahn und krönte sich mit der Goldmedaille bei der Leichtathletik-WM in Tokio zum „König der Leichtathleten“ - sein erster großer Titel.
Bei der von der Sporthilfe durchgeführten Wahl „Sportler/Sportlerin des Monats“ stimmen anders als etwa bei Medien- oder Publikumswahlen ausschließlich Deutschlands beste Nachwuchs- sowie Spitzenathlet*innen ab und geben der Auszeichnung damit ihre ganz besondere Note. Zudem ist mit der Auszeichnung zur Sportlerin bzw. zum Sportler des Monats jeweils die Einladung zum Ball des Sports der Sporthilfe verbunden, der im kommenden Jahr am 21. Februar 2026 in der Festhalle Frankfurt stattfindet.
Leo Neugebauer setzte sich bei der Wahl mit 47,6 Prozent der Stimmen gegen das Herren-Basketballteam (36,7%) und Para-Schwimmer Josia Topf (17,5%) durch. Die Basketball-Herren bezwangen nach einer der stärksten Gruppenphasen in der EM-Geschichte und Siegen gegen unter anderem Slowenien, Finnland und die im Finale stark aufspielende Türkei und spielten sich auf den europäischen Basketball-Thron. Damit ist Deutschland erstmals amtierender Welt- und Europameister im Basketball. Der drittplatzierte Josia Topf war bei der diesjährigen Para-Schwimm-WM nicht zu stoppen. Er schwamm in gleich vier Disziplinen aufs Podium und bescherte sich selbst einen vollständigen Medaillensatz mit gleich zweimal Gold.
Für ihre herausragenden Leistungen waren die Athletinnen und Athleten von der Athletenkommission im DOSB, von SPORT1 und von der Sporthilfe für die Wahl nominiert worden.
13 weitere Mitstreiter für den internationalen Sport
Bevor er den formellen Teil routiniert-charmant erledigte, wollte Otto Fricke eine ihm wichtige Botschaft transportieren. „Zu Führung gehört neben sozialer Intelligenz die Bereitschaft, eigene Fehler einzugestehen und sich durch Selbstreflexion zu verbessern. Es ist eine Binsenweisheit, dass Fortbildung für das spätere berufliche Leben wichtig ist. Ich bin überzeugt davon, dass ihr in diesem Programm gelernt habt, wie internationale Führung funktioniert, und dazu gratuliere ich herzlich“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), ehe er am Mittwochnachmittag im Haus des Sports an der Frankfurter Otto-Fleck-Schneise den 13 Absolvent*innen des zweiten Turnus des International Leadership Programmes (LEAP) ihre Teilnahmezertifikate überreichte.
Das LEAP wurde im DOSB im Herbst 2022 mit dem ersten Jahrgang gestartet. „Das Programm richtet sich an ehemalige Spitzenathlet*innen, Haupt- und Ehrenamtliche aus unseren olympischen Mitgliedsverbänden und dem Deutschen Behindertensportverband, die Interesse an internationaler Lobbyarbeit haben und Ehrenämter in internationalen Verbänden anstreben oder bereits ausüben“, sagte Johannes Curtius, der im Ressort Internationales das Programm koordiniert.
Ehrenamtliches Engagement ist der Schlüssel für die Zukunft
Ihre Stimme war brüchig, eine Erkältung machte Dr. Svenja Feiler zu schaffen. Doch die Botschaft, die die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sportökonomie und Sportmanagement der Deutschen Sporthochschule Köln am Montagmittag auf dem ersten „Fachforum Ehrenamt und Engagement“ am Hauptsitz des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in Frankfurt am Main überbrachte, war trotz des stimmlichen Handicaps unmissverständlich. Und sie war wichtig, weil sie die Begründung dafür lieferte, warum die Zukunft des ehrenamtlichen Engagements im Sport mit vereinten Kräften gestaltet werden muss.
In ihrem Impulsvortrag zum Auftakt eines inspirierenden Tages destillierte Svenja Feiler vor rund 60 Teilnehmenden aus Fachverbänden und Landessportbünden die wichtigsten Erkenntnisse aus dem jüngsten Sportentwicklungsbericht (SEB). Diese besagen, in stark verkürzter Fassung: Die Gewinnung und Bindung von Ehrenamtlichen ist für die rund 86.000 Vereine in Deutschland das größte Problem, das 17,5 Prozent der Befragten sogar für existenzbedrohend halten. Der Handlungsbedarf ist immens, die Zahlen sind in vielen Bereichen seit 2019 rückläufig. Auch deshalb hat der DOSB den Bereich Ehrenamt und Engagement in seinem Geschäftsbereich Sportentwicklung als Schwerpunktthema der kommenden Jahre identifiziert.
„Die Hardfacts der vier Konzepte stehen fest“
Ende Mai haben die vier Städte und Regionen Berlin, Hamburg, München und Rhein-Ruhr fristgerecht ihre Unterlagen für eine Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele eingereicht. Entsprechend des im April dieses Jahres vorgestellten und mit allen Bewerbern abgestimmten Drei-Stufen-Modells wurden die Konzepte anschließend in enger Zusammenarbeit mit den nationalen Bewerbern, den Olympischen Verbänden sowie dem Deutschen Behindertensportverband (DBS) weiterentwickelt.
Anschließend überprüfte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) die optimierten Konzepte in sechs objektiv bewertbaren Bereichen mit insgesamt acht Unterkategorien auf die Erfüllung der operativen Mindestanforderungen für Olympische und Paralympische Spiele. Grundlage für die Mindestanforderungen waren entweder Vorgaben des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), der internationalen Spitzenverbände oder vom DOSB anhand vergangener und künftiger Spiele festgelegte Kriterien.
Nach Abschluss der Prüfung - insgesamt wurden in den vier Konzepten mehr als 160 Venues und 20 Alternativ-Sportstätten geprüft - konnte die Steuerungsgruppe Olympiabewerbung die Erfüllung der operativen Mindestanforderungen in allen vier Konzepten feststellen. Anschließend bestätigte das DOSB-Präsidium in seiner Sitzung am vergangenen Freitag die aus der Überprüfung resultierende Empfehlung der Steuerungsgruppe, alle vier Bewerber zum weiteren Prozess zuzulassen.